
Rezension:
Renate Lehnort eröffnet ihren historischen Familienroman im Jahr 1769, als Ludwig XVI. erstmals die Generalstände – Adel, Klerus und Dritter Stand – einberuft, um einer drohenden Staats- und Finanzkrise zu begegnen. Im Mittelpunkt steht die Familie de Leroux: Marquis Gilbert‑Sylvain, besorgt um das Fortbestehen des Ancien Régime, sein ältester Sohn Jean‑Paul, der sich überraschend dem Dritten Stand anschließt, der zweite Sohn Pierre als Mitglied der Nationalgarde sowie die junge Gabrielle, die vor einem gewalttätigen Ehemann nach Wien flieht. Lehnort verwebt politische Großereignisse mit privaten Dramen, sodass historische Fakten und fiktive Familienkonstellationen eng miteinander verzahnt sind.
Die Autorin bedient sich einer klaren, bildhaften Sprache, die sowohl das prunkvolle Hofleben Versailles’ als auch das harte Dasein der hungernden Landbevölkerung eindrücklich schildert. Kurze, pointierte Dialoge wechseln mit ausführlichen, stimmungsvollen Beschreibungen, beispielsweise der prekären Versorgungslage nach einer harten Winternacht oder der feierlichen Eröffnung der Generalstände. Der Perspektivwechsel zwischen mehreren Familienmitgliedern verleiht der Erzählung Dynamik und erlaubt unterschiedliche Blickwinkel auf den beginnenden Umbruch.
Die Autoren schafft facettenreiche Charaktere:
Marquis de Leroux: Repräsentant des alten Frankreichs, innerlich zerrissen zwischen Loyalität zum König und Sorge um seine Familie.
Jean‑Paul: Sein Konflikt, als Adliger den dritten Stand zu unterstützen, steht sinnbildlich für die ersten Risse im Herrschaftssystem.
Pierre: Als Nationalgardist verkörpert er die Ambivalenz zwischen Ordnungshüter und Revolutionären.
Gabrielle: Ihre Flucht nach Wien zeigt den Handlungsdruck besonders für Frauen jener Zeit.
Diese Figurenkonstellation macht den historischen Konflikt persönlich greifbar.
Die Autoren arbeitet mit einer soliden Faktenbasis – von der Einberufung der Generalstände bis zu den frühen Anzeichen von Unruhen. Einzelne Ereignisse wie Missernten, steigende Brotpreise und politische Manöver am Hof werden sorgfältig recherchiert wiedergegeben. Das Buch eignet sich daher nicht nur als Familienepos, sondern liefert auch interessante Impulse für Leser, die sich erstmals mit den Vorläufern der Französischen Revolution beschäftigen.
„Blutiger Umbruch – Band 1“ ist ein gelungener Auftakt einer Familiensaga vor dem Hintergrund epochaler Umwälzungen. Renate Lehnorts lebendige Figuren, ihr flüssiger Erzählstil und die dichte historische Atmosphäre machen das Buch zu einer empfehlenswerten Lektüre für alle, die historisch fundierte Romane mit persönlichen Schicksalen verbinden möchten. Die Fortsetzung darf mit Spannung erwartet werden.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung
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Genre: Familiensaga
Seitenzahl Paperback: 386
Seitenzahl E-Book: 352
Veröffentlichung: 20. März 2025
Paperback ISBN-13: 979-8315919155
E-Book ISBN-13:
Erhältlich: E-Book & Taschenbuch
Gelesen von A.Z.
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