
Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht, dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Ich schreibe bereits seit Anfang der 1980er Jahre. In den ersten Jahren habe ich viele Texte in Anthologien veröffentlicht, erst 2022 habe ich dann unter dem Pseudonym Balthasar Graf Brucegi den Band „Durstig“ mit 15 Vampirgeschichten veröffentlicht. Ich wollte einfach endlich mein eigenes Buch auf dem Markt haben, und Vampirgeschichten hatte ich ausreichend in der Schublade liegen.
Zudem wollte ich schon als Jugendlicher Schriftsteller werden, weil ich es schon immer toll fand, wie einige Menschen mit ihren Geschichten viele andere Menschen zum Lachen, Träumen oder Weinen bringen. Die Geschichten für „Das Lied der Mühlen“, mein zweiter eigener Titel, entstanden quasi parallel zu den Druckvorbereitungen von „Durstig“, in den Jahren 2019 und 2020. Ich bin seit den 1980er Jahren Fan des Mühlenmuseums und fand bei den Betreibern mit meiner Idee sofort begeisterte Unterstützer.
Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?
Das ist schon ein tolles Gefühl, sein eigenes Buch in den Online-Shops oder im Buchhandel zu sehen. Alleine für diesen Moment lohnt sich die Arbeit, zumindest ein ganzes Stück. Es ist wie eine Art Geburt. Ein Buch könnte man auch als ein Kind bezeichnen, dass man mit Verkaufsstart in die Welt hinauslässt. Und auf die ersten Lesermeinungen ist man natürlich extrem gespannt. Bei meinem Mühlenbuch war es so, dass die Erwartungen schon vor dem Verkaufsstart hoch waren, viele Gifhorner und Gifhornerinnen kennen natürlich das Museum und waren sehr gespannt auf das Buch. Was ich bisher gehört habe, habe ich sie nicht enttäuscht.
Frage 3: Wer oder was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach drauflos?
Das ist unterschiedlich. Meist gibt es zumindest einen Ideenfetzen, aus dem ich dann erst einmal gedanklich eine grobe Geschichte entwickel. Die wiederum kann am Ende allerdings ganz anders aussehen als die ursprüngliche Idee. Bei den Mühlengeschichten gab es einerseits einen engen Rahmen durch die historischen Fakten, andererseits aber auch ein wahnsinnig breites Spielfeld, weil ich damit aus Jahrhunderten schöpfen konnte. Außerdem finden sich in dem Buch verschiedene Genres. Wenn also zu einer Mühle für mich keine Liebesgeschichte gepasst hat, war das kein Problem – ich konnte ja auch einen Krimi, eine Horrorgeschichte, ein Märchen oder so schreiben.
Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?
Momentan gibt es keinen wirklichen Lieblingsort. Derzeit schreibe ich an meinem Esstisch, da funktioniert das Internet gut, was nicht ganz unwichtig für erste Recherchen ist. Außerdem habe ich da genug Platz für meine Notizen, ich kann gerade sitzen, die Kaffeemaschine steht in der Nähe und meine Katze hat gelernt, sich auf die Bank neben mich zu legen. Ihr Schnurren, wenn ich sie kraule, hilft manchmal beim Nachdenken.
Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu, dass du schreibst, und lesen sie deine Bücher?
Meine Familie steht da hinter mir, das kann man nicht hoch genug wertschätzen. Meine Freunde unterstützen mich, bewundern mich, sind neidisch – die ganze Bandbreite, die es halt so gibt, wenn man sich wie ich vor allem in der Literaturszene bewegt. Ich bin da in einem kreativen Umfeld gefangen beziehungsweise geborgen – je nach Situation. Einige meiner Freunde sind meine ersten Leser und Kritiker und bleiben anschließend trotzdem meine Freunde, und dafür bin ich sehr dankbar.
Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten und Antagonisten, die man entstehen lässt, ans Herz. Wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort »ENDE« schreibst?
Als das Mühlenbuch fertig war, habe ich gejubelt. Während die Geschichten entstanden, hatte ich ja noch meinen Hauptjob, und wir haben gerade ein Haus komplett renoviert. Das alles zusammen war schon echt anstrengend, der Haken an dem Projekt war wirklich heiß ersehnt. Aber wenn das fertige Manuskript dann vor einem liegt und etwas später, sofern alles gut läuft, als Buch aus der Druckerei kommt, ist das alles vergessen. Dann erlebt man Teil zwei – die Protagonisten und Antagonisten werden auf die Welt losgelassen. Und das kann manchmal noch spannender sein als der Schreibprozess.
Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja, welchem? Und wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?
Ja, aber wichtiger als ein Beruf ist eine Berufung. Und die ist bei mir eindeutig das Schreiben, denn das macht mich aus. Um seiner Berufung nachgehen zu können, also alles unter einen Hut zu bringen, muss man Prioritäten setzen. Das klingt vielleicht etwas abgedroschen, ist aber so. Wenn ich weiß, was ich will, was ich kann und was nicht und wie meine aktuelle Situation ist, kann ich mich organisieren. In meinem Fall heißt das, in der Woche morgens um kurz nach 6 Uhr aufstehen und ein bis zwei Stunden schreiben, bevor es Zeit wird, die anderen Dinge anzugehen, die im Alltag so anfallen. Das heißt auch, das Wochenende weitgehend der Familie zu widmen, damit die einen in der Woche in Ruhe lässt und man schreiben kann. Und man muss bereit sein, zu lernen – zu lernen, Dinge zu lassen, die gerade nicht so wichtig sind, um sich auf die Dinge zu konzentrieren, die gerade wichtig sind. Ist das die Geschichte, darf mich der Abwasch nicht stören. Erwarte ich Besuch, muss der Abwasch weg und die Geschichte muss warten.
Frage 8: Gibt es etwas, das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?
Ja, und das ist mir, glaube ich, mit meinen Mühlengeschichten ganz gut gelungen. Man kann alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, jede Medaille hat zwei Seiten, das weiß jeder. Aber sie hat auch einen Rand, und der wird oft vergessen. Ich möchte dazu einladen, quasi alle drei Seiten zu betrachten, oder alle Ebenen, die es gibt – bei einem Ding, einer Geschichte, vor allem aber auch bei Menschen.
Vielen Dank für das interessante und offene Interview Thorsten und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.
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