
Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht, dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Mein erstes „Werk“ habe ich mit ca. acht Jahren zu Papier gebracht. Damals waren Poesiealben der große Renner – jedes Mädchen hatte so ein quadratisches, hübsch aufgemachtes Büchlein mit leeren Seiten. Um sie „anständig“ zu füllen, gab es bei uns zu Hause ein Buch mit passenden Sprüchen, die fein säuberlich abgeschrieben werden mussten. Allerdings fand ich die Sachen allesamt unpassend für meine Klassenkameradin und habe lieber einen eigenen Vers für sie gebastelt.
Meine Ma hat die Seite damals aus dem Album getrennt (und damit ein Sakrileg begangen) und mich dazu verdonnert, doch einen der fertigen Sprüche zu nehmen. Bis heute ein traumatisches Erlebnis. Allerdings konnte es mich nicht davon abhalten, weiterhin eigene Texte zu schreiben (zumeist Gedichte). Nur habe ich sie lange Zeit kaum jemandem gezeigt.
Als große Leseratte, die alles verschlang, was Buchstaben hatte, hegte ich immer schon den Traum, mal eine eigene „große“ Geschichte zu schreiben. Meine ersten Versuche in Kladden und auch am PC versandeten allerdings stets irgendwann, da mir die Ausdauer und schlussendlich die Zeit dazu fehlte. Erst viel, viel später, in einer beruflichen Krise begann ich ernsthaft, meinen Traum zu verwirklichen. Aus dem Bauch heraus, naiv, planlos, haltlos. 2014 begann ich mit der Rohfassung von „Der Fantast“ und veröffentlichte diese im Februar 2016 selbst – ebenfalls völlig unvorbereitet, weder geplant noch beabsichtigt, ins Selfpublishing damit zu gehen, da ich eigentlich nur nach einem Verlag dafür suchte.
Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?
Bei meinem Erstling war die Aufregung pur, reiner Nervenkrieg – auch, weil ich mit der Plattform gekämpft und zunächst alles falsch gemacht hatte. Die ersten Lesermeinungen waren damals unglaublich erleichternd, einfach phänomenal, da sie von wildfremden Menschen stammten, die meinem Werk zumeist fünf Sterne gaben. Ich besaß noch keinen Account bei Social Media, hatte folglich weder die Unterstützung von Testlesern noch von Bloggern oder Autorenkollegen. Niemand außer meinen Eltern hatte das Manuskript vor der Veröffentlichung zu Gesicht bekommen. Also glich das für mich einem Wunder.
Heute gehe ich eine VÖ natürlich ganz anders an. Aber es war ein harter, langer Lernprozess. Ich bin allen Lesern dankbar, die mir damals Fehler aufgezeigt haben und vor allem Elisabeth Marienhagen, die mich praktisch von meinen naiven Anfängen an „adoptiert“ hat und noch bis heute jedes Buch von mir kritisch bei der Entstehung begleitet. Ohne ihre wertvollen Tipps und Anmerkungen wären meine Bücher nicht das, was sie sind.
Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?
Inspiration überfällt mich an den seltsamsten Orten, oft auch im Schlaf oder beim Joggen. Die Ideen drubbeln sich, sind kaum zu bändigen. Eine Grundidee für eine Geschichte steht immer am Anfang, manchmal nur ein Gedanke, ein Impuls, der sich beim Schreiben ausformt, überraschende Wendungen nimmt und verändert. Oft bin ich selbst gespannt, wohin meine Protas mich führen. Ich plotte nicht mehr, nachdem sich dieses Vorgehen als völlig ineffektiv für mich herausgestellt hat.
Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?
Ich liebe meinen Arbeitsplatz im Wintergarten mit Ausblick auf unseren Garten, den angrenzenden Spielplatz sowie die Wiesen und Felder dahinter.
Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu, dass du schreibst und lesen sie deine Bücher?
Meine Eltern und mein Sohn lesen jedes meiner Bücher. Ich denke, sie sind ein wenig stolz auf mich. Auch wenn meine Eltern am Anfang gefragt haben, wann ich endlich mal „was Richtiges“ schreiben möchte. Fantasy ist eigentlich überhaupt nicht ihr Genre. Mit meinen Freunden spreche ich nur noch selten darüber. Ich vermeide das Thema Schreiben, weil ich nur so schwer wieder aufhören kann, wenn ich einmal damit angefangen habe.
Mein Mann liest meine Bücher nicht. Jedenfalls nicht so, dass ich davon wüsste. Aber er unterstützt mich, indem er mich machen lässt – auch Messen betreffend – und mir jede Menge Regale gebaut hat.
Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt, ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter einem Buch das Wort ENDE schreibst?
Ich schreibe das Wort nicht mehr …
Spaß beiseite – beim Tod von liebgewonnenen Protas habe ich schon Rotz und Wasser geheult. Nach der fünfbändigen Reihe „Der Fantast“ und den drei Bänden „Fantastische Abenteuer“ war es schon schwer, sich von Simon und Timo zu trennen. Aber das Ende eines Buches, ja selbst einer ganzen Reihe, bedeutet ja nicht das Ende der Geschichte. Jedes Buch lebt in mir weiter, jede Geschichte spinnt sich weiter. Und ein Abschied von den Protagonisten ist niemals endgültig, weil sie ja weiter existieren. Also ist es eher wie ein „Tschüss, bis später!“
Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja, welchem? Und wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?
Mein Brotjob als Sonderpädagogin nimmt viel Raum ein, braucht jede Menge Zeit. Da bleiben zum Schreiben nur wenige Stunden in der Woche, oft am Wochenende oder in den Schulferien.
Frage 8: Gibt es etwas, das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?
Es ist toll, dass es euch gibt. Danke für euer Interesse, eure Rückmeldungen, eure Passion, ohne welche die meine keine Grundlage hätte.
Vielen Dank für das interessante und offene Interview, Michaela, und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.
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