
Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Angefangen zu schreiben? Das muss im Kindergarten gewesen sein, kurz nachdem mein Bruder mir das Lesen beigebracht hatte. Aber das erste Buch (mit ca. 7 Jahren) war noch ein Bilderbuch: Abenteuer einer gestreiften Katze. Spätestens in der dritten Klasse war ich nur noch schwer zu bremsen. Ich erinnere mich noch an eine Abenteuergeschichte, für die der Deutschunterricht nicht ausreichte. Ich schrieb während der Mathestunde und dann zu Hause weiter, bis das Heft voll war. Nach einer Zeit, in der ich vor allem Comics zeichnete und tonnenweise Filzstifte vermalte, habe ich mich mit dreizehn, vierzehn Jahren ans „richtige“ Schreiben herangetastet. Der erste Roman war aber nicht vor Ende des Studiums fertig. Parallel dazu ist der Wunsch gewachsen, auch anderen meine Geschichten zu erzählen, sprich: zu veröffentlichen. Die ersten größenwahnsinnigen Träume vom Bestseller traten nach der Standardabsage eines großen Verlags erst mal in den Hintergrund, aber ich bin drangeblieben und habe mir gesagt: Jetzt lernst du erst mal richtig schreiben.
Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?
In erster Linie ungeduldig. (lacht) Ich bin ziemlich schlecht im Warten. Gleichzeitig kann ich es nicht beeinflussen, ob jemand Zeit und Energie investiert, um ein paar Worte über mein Buch zu verlieren. Wenn jemand sich die Mühe macht, bin ich in erster Linie dankbar, denn ohne Rückmeldungen auf den großen Plattformen ist die Sichtbarkeit noch geringer, wenn man nicht gerade bei einem Großverlag untergekommen ist. Und das bin ich nicht.
Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?
Hm, Einflüsse gibt es viele, in erster Linie Bücher, die ich in einer prägenden Zeit meiner Jugend gelesen habe. Da gab es die Texte für den Deutsch-Leistungskurs, durch die ich mich zum Teil gequält habe. Gleichzeitig habe ich das unglaubliche Privileg genossen, in der Jury des Weilheimer Literaturpreises zu sitzen. Da bekamen wir einen kompletten Bücherschrank gestellt, den wir in möglichst kurzer Zeit durcharbeiten sollten. Gleichzeitig hat mir der Sohn meines Deutschlehrers meterweise Pfui-Literatur ausgeliehen, oder anders gesagt: Fantasy. Das hat mich nie mehr losgelassen und so sind auch meine Geschichten Fantasy, allerdings ohne Elfen, Drachen oder Magie.
Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?
Überall, wo ich Ruhe, einen PC und Internetanschluss habe. Meine Geschichten verwalte ich über eine Cloud, so dass ich tatsächlich an vier verschiedenen Rechnern schreibe, unter anderem im Wohnzimmer und am Arbeitsplatz. Am besten kann ich schreiben, wenn es ganz still ist und das einzige Licht von meiner Schreibtischlampe kommt. (Und wenn ich soziale Medien vermeiden kann.)
Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu das du schreibst und lesen sie deine Bücher?
Ich glaube, meine Familie hat es nicht immer leicht mit mir. Allzu häufig hänge ich am Rechner und versuche mich am nächsten Kapitel. Meine Frau kennt mein Profil möglicherweise besser als die Frontalansicht. Andererseits freuen sie sich mit mir über einen Verlagsvertrag oder wenn das neueste Buch erscheint. Und mein Sohn ist stolz darauf, dass sein Papa der einzige Autorvater in der Klasse ist. Auch meine Freunde finden es spannend, dass ich schreibe, und einige folgen meinen Geschichten. Die meisten schreiben ohnehin selbst Bücher.
Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?
Ich bin erschöpft, erleichtert – und oft ziemlich traurig. Nicht weil ich von den Figuren Abschied nehmen muss; die begleiten mich ja noch durch X Korrekturschleifen. Bis der Verlag sie tatsächlich in die Welt entlässt, kann ich manche Stellen des Manuskripts schon auswendig. Aber meine Geschichten haben oft kein Happy End, zumindest kein reines, und das färbt auch auf meine Stimmung ab. Es gibt sehr persönliche Abschiede, Verluste sind zu verschmerzen – und irgendwo deutet sich das nächste Abenteuer an.
Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja welchen? Und wie schaffst du es das alles unter einen Hut zu bringen?
Vom Schreiben könnte ich niemals leben. Im Hauptberuf bin ich Psychotherapeut in eigener Praxis. Das bedeutet, dass ich den größten Teil des Tages nicht mit meinen Geschichten verbringe, sondern mit den Problemen, Ängsten und Erlebnissen anderer. Aber weil ich zum einen sehr neugierig bin und mich zum anderen innerlich ganz gut abgrenzen kann, ist das ein spannender Beruf, wo ich meine Kreativität auf ganz andere Weise ausleben kann: In der gemeinsamen Suche nach Lösungen für wirklich verzwickte Lebensprobleme. Wie ich das alles unter einen Hut bekomme? Das frage ich mich manchmal selbst. Vor allem, weil ich auch noch Familie habe und derzeit im Drittberuf Teilzeit-Homeschooling-Lehrer für meinen Sohn bin. Jeder meiner drei Lebensbereiche frisst eine Menge Zeit. Gleichzeitig bringt auch eine Menge Freude und Erfüllung, ich möchte nichts davon missen. Aber manchmal ist es schon schwierig, in Schreibstimmung zu kommen.
Frage 8: Gibt es etwas das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?
Ganz ehrlich: Ich habe nicht den Eindruck, dass ich über meine Bücher hinaus jemand etwas zu sagen habe. Mein Wunsch ist es, eine spannende Geschichte zu erzählen, und wenn ich ein paar Leser*innen für ein, zwei Abende fesseln kann, bin ich stolz und zufrieden.
Halt, doch, eins möchte ich ihnen doch sagen: Ich freue mich über Fragen zu den Geschichten und über Rückmeldungen!
Vielen Dank für das interessante und offene Interview Michael und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.
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