Autoreninterview mit: Balthasar Graf Brucegi

Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht, dein erstes Buch zu veröffentlichen?

Ich schreibe bereits seit Anfang der 1980er Jahre. Die erste Vampirgeschichte, die sich auch in dem Buch »Durstig« findet, entstand aber erst 2005, nämlich „Blutrose“, eine romantische Geschichte um einen verliebten Vampirfürsten. Im Laufe der Jahre gesellten sich weitere kurze Vampirgeschichten hinzu, und irgendwann hatte ich 15 zusammen. Ich dachte,  15 ist eine gute Zahl für ein Buch, wenn weitere Geschichten kommen, gibt es eben irgendwann ein zweites. Und da selbst ich nicht unsterblich bin, wollte ich der Nachwelt etwas hinterlassen, um in Erinnerung zu bleiben.

Vielleicht klappt das ja mit meinem Buch ein wenig. Zudem wollte ich schon als Jugendlicher Schriftsteller werden, weil ich es schon immer toll fand, wie einige Menschen mit ihren Geschichten viele andere Menschen zum Lachen, Träumen oder Weinen bringen.

Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?

Das ist schon ein tolles Gefühl, sein eigenes Buch in den Online-Shops oder im Buchhandel zu sehen. Oder sich zwischen die Exemplare zu setzen, die ich vom Verlag für den Direktverkauf bei Lesungen bekommen habe. Ich denke, das lässt sich mit dem ersten Biss vergleichen. Mit den ersten Lesermeinungen dagegen ist das so eine Sache. Sind sie positiv, ist das natürlich auch toll. Sind sie das nicht, ärgere ich mich entweder über mich selbst, weil ich irgendwo einen Fehler gemacht habe, oder über die Kritiker, wenn die Beiträge unsachlich sind. Dann denke ich durchaus schon mal darüber nach, wie die jeweiligen Kritiker schmecken könnten. Auf jeden Fall aber sind diese Meinungen wichtig, denn ich möchte schon wissen, wie meine Geschichten bei den Lesern ankommen.

Frage 3: Wer oder was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach drauflos?

Das ist unterschiedlich. Meist gibt es zumindest einen Ideenfetzen, aus dem ich dann erst einmal gedanklich eine grobe Geschichte entwickel. Die wiederum kann am Ende allerdings ganz anders aussehen als die ursprüngliche Idee. Denn erst beim Schreiben stellt sich oft heraus, ob die Protagonisten und Antagonisten sowie der Handlungsstrang überhaupt so funktionieren, wie ich mir das vorgestellt habe. Es passiert aber auch, dass ich einfach drauflos schreibe, um eine Geschichte voranzutreiben. Wo es dann hingeht, erfahre ich selber dabei erst während der Arbeit. Aber es gibt natürlich auch Inspirationen. Ein Besuch auf einem Friedhof gehört dazu, philosophische Gespräche mit meinen Freunden oder die täglichen Nachrichten.

Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?

Der Lieblingsort ist natürlich meine Gruft. Nein, kleiner Scherz am Rande. Momentan gibt es keinen wirklichen Lieblingsort. Derzeit schreibe ich an meinem Esstisch, da funktioniert das Internet gut, was nicht ganz unwichtig für erste Recherchen ist. Außerdem habe ich da genug Platz für meine Notizen, ich kann gerade sitzen, die Kaffeemaschine steht in der Nähe und meine Katze hat gelernt, sich auf die Bank neben mich zu legen. Ihr Schnurren, wenn ich sie kraule, hilft manchmal beim Nachdenken.

Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu, dass du schreibst, und lesen sie deine Bücher?

Meine Mutter hat mal gesagt, ich solle lieber »einen ordentlichen Beruf« lernen. Hätte ich auf sie gehört, wäre die Welt um meine Geschichten ärmer. Inzwischen findet sie toll, was ich mache, ebenso wie der Rest meiner Familie. Was sicherlich auch daran liegt, dass ich bis jetzt noch nicht als »brotloser« Künstler verhungert bin. Was meine Freunde angeht, so darf ich mich über ein kreatives Umfeld mit vielen anderen tollen Autoren und Künstlern freuen. Wir helfen uns da gegenseitig bei unseren Projekten. Einige meiner Freunde sind meine ersten Leser und Kritiker und bleiben anschließend trotzdem meine Freunde, und dafür bin ich sehr dankbar. Besonderer Dank gilt hier übrigens meiner Lebensgefährtin, die mich nicht zuletzt bei meinem ersten Buch »Durstig« unterstützt hat.

Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten und Antagonisten, die man entstehen lässt, ans Herz. Wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort »ENDE« schreibst?

Das ist so, als wenn ein groß gewordenes Kind auszieht. Auf der einen Seite wird gejubelt, weil ich endlich einen Haken dran machen und mich um neue Dinge kümmern kann, mir neue Hobbys Suchen kann – in dem Fall also neue Geschichten. Auf der anderen Seite ist mir zum Heulen zumute, denn ich muss mich von zum Teil lieb gewonnenen Personen verabschieden. Bei Kurzgeschichten fällt das etwas leichter als bei Romanen, weil ich nicht so lange mit den Charakteren verbandelt war. Aber ich habe diese Personen ja quasi als Hebamme auf die Welt geholt, sie begleitet, geformt, einige von ihnen getötet. Das verbindet. Selbst bei den Charakteren, die mich während der Geschichte ständig genervt haben.

Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja, welchem? Und wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?

Wichtiger als ein Beruf ist eine Berufung. Und die ist bei mir eindeutig das Schreiben. Um seiner Berufung nachgehen zu können, also alles unter einen Hut zu bringen, muss man Prioritäten setzen. Das klingt vielleicht etwas abgedroschen, ist aber so. Wenn ich weiß, was ich will, was ich kann und was nicht und wie meine aktuelle Situation ist, kann ich mich organisieren. In meinem Fall heißt das, in der Woche morgens um kurz nach 6 Uhr aufstehen und ein bis zwei Stunden schreiben, bevor es Zeit wird, die anderen Dinge anzugehen, die im Alltag so anfallen. Das heißt auch, das Wochenende weitgehend der Familie zu widmen, damit die einen in der Woche in Ruhe lässt und man schreiben kann. Und man muss bereit sein, zu lernen – zu lernen, Dinge zu lassen, die gerade nicht so wichtig sind, um sich auf die Dinge zu konzentrieren, die gerade wichtig sind. Ist das die Geschichte, darf mich der Abwasch nicht stören. Erwarte ich Besuch, muss der Abwasch weg und die Geschichte muss warten.

Frage 8: Gibt es etwas, das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?

Wer sich mit Vampiren befasst, sollte vor allem einen Rat beherzigen: Lassen Sie sich nicht beißen!

Vielen Dank für das interessante und offene Interview Balthasar und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.

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