Astrid Korten »Blutvogel: Am Ende der Lüge«

Interview

Vor einigen Tagen ist der neue Thriller ‚BLUTVOGEL-Am Ende der Lüge‘ der Bestseller-Autorin Astrid Korten, erschienen.

Astrid Korten ist für ihre tiefgründigen Thriller und Psychothriller bekannt, folgt der Spur der Verbrechen, stellt kritische Fragen, gräbt Storys aus, die oft im Verborgenen bleiben. Ihr Schreibstil ist intelligent und mitreißend, ihre Feder kann gnadenlos böse sein. Sie versteht es meisterhaft, ihre Leser spannend zu unterhalten, sie in Angst und Schrecken zu versetzen, sie komplett zu verwirren, und sie stets mit einem fulminanten Ende zu verblüffen.

In ihren Werken geht es oft um wahre Begebenheiten, um brandaktuelle, kritische Themen oder um Geschehnisse, die weit in der Vergangenheit zurückliegen, aber immer noch großen Einfluss auf die Gegenwart haben.

Ihre Romane erreichen stets die Bestsellerlisten, in USA wurde Sie mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt wurde SIBIRIEN(SIBERIA) verfilmt.

Dass die Autorin keine Berührungsängste hat und sich mit hochbrisanten Thema auseinanderzusetzen, beweist sie mit dem Psychothriller „BLUTVOGEL-Am Ende der Lüge“. Hier widmet sie sich dem Glaubensfanatismus.

Astrid hat mir ein kurzes Interview zum Roman gegeben.

Warum hast Du das Thema Religionsmissbrauch und Bigotterie aufgegriffen?

Knapp vierzig Prozent aller Deutschen fühlen sich keiner Religion zugehörig, umso erstaunlicher ist es, dass sie dennoch unsere Gesellschaft beeinflusst. Was der religiöse Wahn anrichten kann, können wir jeden Tag in der Zeitung lesen – oder in BLUTVOGEL, der zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht. Ich wurde streng katholisch erzogen und habe als Kind

vieles abgelehnt, was mir die katholische Kirche aufoktroyieren wollte. Vielleicht bin ich deshalb kein besonders gläubiger Mensch. Der Glaube ist nichts, was man hat oder besitzt oder einpacken kann.

Der Roman spielt um 1965 und 22 Jahre später in einem kleinen Dorf. Wie hast Du als Kind Religion empfunden?

In meiner Jugend gab es im Dorf eine katholische und eine evangelische Schule. Die katholischen Kinder verpönten die evangelischen und erniedrigten sie, und umgekehrt. Geschürt wurde das gewiss auch durch die Erwachsenen. Als Kind fand ich das merkwürdig, obwohl ich damals auch den einen oder anderen Spruch von mir gegeben habe. Dann waren da noch die vielen katholischen Riten, die ich für ausgemachten Blödsinn hielt: Die wöchentlichen Kirchengänge empfand ich als eine Qual.

Missbraucht die Kirche die Religion?

Wenn Probleme im Leben als Zeichen mangelnden Glaubens vermittelt werden, wenn materieller Reichtum als Belohnung eines tiefen Glaubens verstanden oder wenn das ‚christliche Einssein‘ jegliche Diskussion und Meinungsverschiedenheit verbietet und mit psychischer oder körperlicher Gewalt bestraft wird, spricht man von religiösem Missbrauch, unabhängig davon, wer den Missbrauch praktiziert.

Die katholische Kirche ist für mich irrational, fortschrittsfeindlich und zerstörerisch, der Gottesdienst stellt für mich persönlich die ultimative Verarschung einer anständigen Gesellschaft dar.

In Blutvogel – Am Ende der Lüge geht es um religiösen Missbrauch, hier werden spirituelle Bedürfnisse von Menschen für eigene Zwecke ausgenützt. Dahinter steckt eine bewusste oder auch unbewusste Manipulation, um eigene Glaubensziele durchzusetzen. Insbesondere schwächere oder instabile Personen laufen Gefahr, missbraucht zu werden.

Eine Fehlinterpretation und der Missbrauch der Religion durch einen Pfarrer muss jeden, mit mittelmäßiger Intelligenz ausgestatteten Menschen, beleidigen. Als Teenager bekam ich einige sehr unschönen Dinge im Ort mit. Meine Beobachtungen habe ich in Blutvögel einfließen lassen.

Der Glaube schenkt vielen Menschen Trost, das toleriere ich. Aber der Glaube ist keine ‚Standleitung‘ zu Gott oder zur Kirche. Religion mit Offenheit, Sensibilität und Empfindsamkeit zu praktizieren, ist meiner Meinung nach der einzig richtige Weg, sie mit Leben zu erfüllen. Man kann aber auch ganz gut ohne Gott über die Runden kommen. Für ein sinnerfülltes Leben brauche ich Ihn jedenfalls nicht.

Zwang und Intoleranz sind jedenfalls der falsche Weg, den Glauben zu praktizieren.

Wie wurde aus dem Thema ein Thriller?

Spannend sind die Schilderungen des alltäglichen Glaubensfanatismus in der Familie Wolkow. Die Familie ist entzweit. Da gibt es die Ungläubigen: Aljona und David und die Glaubensfanatiker: Johann und Esther. Man glaubt zunächst, wir haben es mit Team „gut“ und „böse“ zu tun. Aber ist das so? Nun, das müssen die Leser schon herausfinden.

Richtig böse wird es, als auf Aljona geschossen wird. Grauenvolle Erinnerungen kommen auf. Rache, Wut, Fanatismus und Wahn reichen sich in Blutvogel die Hand.

Am Ende einer großen Lüge bleibt nur das Entsetzen und der Schmerz, und wie immer ein unvorhersehbares Finale.

Warum der Titel Blutvogel?

Aljonas Vater nennt die Vampirfinken im Apfelbaum so. Blutvögel suchen sich ein Opfer, ernähren sich vom Kadaver, trinken das Blut.

Ähnliches geschieht in der Familie Wolkow. Wer nicht glaubt, muss Buße tun. Halbherzigkeiten sind dem Glaubensfanatiker Wolkow ein Dorn im Auge. Und die religiöse Fraktion sucht sich ihre Opfer und lässt sie bluten – im wahrsten Sinne des Wortes.

Gibt es Dinge, die du besonders magst, Astrid?

Friedhöfe. Hier zeigt mir der Tod das Leben. Dann: meine Familie, Freunde, Schreiben, Bücher, Malen, Musik, Schottland, Blumen, mit und ohne  Fleurop, Lebensfreude, Humor,  Brasilien, Lachen, Eichhörnchen im Garten, mein Saxophon, Recherche. 

Gibt es Dinge, die du nicht magst?

Schlechte Gespräche, Langeweile, Narzissmus, Neid und Missgunst, Bigotterie.

Was bedeutet für dich das Schreiben?

Schreiben ist für mich ein Sternenfunkeln aus Wörtern, mitten ins Herz eines anderen Menschen.

Ich wünsche allen LeserInnen spannende Stunden und sende liebe Grüße aus Essen-Kettwig

Astrid Korten

Rezension

Die Geschehnisse aus diesem Buch lassen mich nicht los. Die Wolkows sind nach außen hin eine ganz normale Familie. Jedoch spielt sich hinter den Hauswänden ein unglaubliches Drama ab, dessen Ausmaße ständig zunehmen. Das Familienoberhaupt lebt seinen religiösen Fanatismus aus und alle in der Familie müssen sich danach richten. Seine Gesetze und Moral sind maßgebend für das Leben der Kinder und seiner Frau. Doch versuchen 2 der Kinder sowie seine Frau sich diesem manchmal zu widersetzen, was zu einer harten Strafe führt. Mehr möchte ich nicht darüber schreiben, denn sonst würde ich zu viel verraten.

Das Cover passt hervorragend. Der Schreibstil ist flüssig und die einzelnen Kapitel gehen nahtlos ineinander über. Die Protagonisten werden detailliert beschrieben sowie auch die Charaktere. Bei den Briefen von Aljona an ihren Vater traten mir die Tränen in die Augen.

Es ist der Autorin wieder einmal gelungen, ein brisantes Thema anzugehen, was auch heute noch hinter verschlossenen Türen praktiziert wird.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.

Bislang gibt es 3 Bücher, die mich nicht loslassen. Darunter jetzt auch Blutvogel.

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