
Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Mein erstes Buch „Verzaubert und Verführt – Eine launige Reise durch die Welt der Beeinflussung“ habe ich im Herbst 2018 geschrieben, nachdem sich der Inhalt über Jahre in meinem Kopf angestaut hat. Die Welt der Manipulation und Beeinflussung, der wir alle unterliegen und kaum entkommen können, hat sich dann immer mehr verdichtet und musste raus aus dem Kopf, denn sonst wäre er zerplatzt.
Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?
Da bin ich sehr demütig, denn meine Büchern schreibe ich über weite Strecken aus einem subjektiven Blickwinkel. Mich interessiert, ob ich mit meinen Gedanken und Überzeugungen die Leser*innen erreichen oder gar begeistern kann. Das amerikanische Sprichwort „Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden“ ist mir sehr bewusst, und deshalb freue ich mich auch über Kritik oder über eine dialogische kritische Auseinandersetzung.
Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?
Beim ersten Buch war es einfach die immer stärker werdende Faszination dafür, warum wir uns wie verhalten und was unser Verhalten bestimmt oder beeinflusst. Und das zweite Buch „Die befreite Frau“ entstand aus dem ersten Buch, welches meiner Lektorin zu umfangreich war. So habe ich aus dem Kapitel darüber, wie uns Ideologien beeinflussen, den Feminismus herausgenommen, weil ich es wert fand, darüber ein eigenes Buch zu schreiben. Dass daraus nun kein Sachbuch geworden ist, sondern 28 Kurzgeschichten über Frauen, hat damit zu tun, dass ich eingeladen wurde, zwei Kurzgeschichten als Beitrag zu einem Buchprojekt während des ersten Lockdowns zu schreiben. Das Verfassen dieser Kurzgeschichten hat mich dermaßen fasziniert, dass in der Folge das zweite Buch kein Sachbuch mehr werden konnte.
Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?
Eindeutig. Ich habe neben meinem Hauptwohnsitz in Tirol eine kleine Wohnung in Wien, und die hat ein Flair, welches ungemein inspiriert. Daher schreibe ich am liebsten dort und in der Nacht.
Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu das du schreibst und lesen sie deine Bücher?
Meine Familie unterstützt mich intensiv und tatkräftig. Die Covers und Layouts der Bücher macht eine Tochter von mir, sie ist eine akademische Werbefachfrau und ausgebildete Graphikerin. Und eine andere Tochter von mir hat meine Homepage erstellt und erledigt das gesamte Social Media Marketing. Zusätzlich sind alle Familienmitglieder meine ersten und manchmal schärfsten Kritiker*innen und haben oft schon entscheidende Impulse gegeben. Meine Mutter ist stolz auf mich, so wie eben Mütter häufig stolz sind, wenn Kindern etwas gelingt.
Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?
Das kenne ich so nicht, denn ich schreibe, denke oder fühle das Wort Ende nicht, wenn ein Buch zu Ende geschrieben ist. Für mich ist das dann eher der Beginn, denn erst wenn das Schreiben des Buch erledigt ist, beginnt die entscheidende Auseinandersetzung damit, nämlich der Dialog mit den Leser*innen. Nachdem ich sehr gerne das Stilmittel der Provokation als Gedankenanreger verwende kommt es schon zu intensiven Gesprächen über die Inhalte, und genau das will ich mit meinen Büchern auch erreichen.
Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja welchen? Und wie schaffst du es das alles unter einen Hut zu bringen?
In meinem Brotberuf bin ich Manager, häufig mit viel Führungsverantwortung. Das lässt mir keine Zeit zum Schreiben, wohl aber zum Ideensammeln. Aber schicksalshafte Fügungen wie Jobwechsel oder jetzt eben die Lockdowns lassen mir dann den Freiraum zum Schreiben. Und da ich vor allem in der Nacht und mit Rotweinbegleitung schreibe, lässt sich das mit einem anstrengenden Beruf nicht vereinbaren. Allerdings kann ich mit 57 bereits an eine Zeit denken, in der es mir möglich ist, nur mehr zu schreiben.
Frage 8: Gibt es etwas das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?
Unbedingt, und das lässt sich mit einem Zitat aus meinem ersten Buch recht gut beschreiben: „Die Kulturgeschichte des Hundes ist gleichzeitig auch eine Kulturgeschichte des Tretens in Hundehaufen.“ Damit meine ich, dass es sich lohnt – vor allem bei entscheidenden Dingen – mehrere reflektierende Blickwinkel einzunehmen. Erst die Geschwindigkeitsbegrenzung schafft den Temposünder, erst die Steuergesetze schaffen die Steuerhinterziehung, erst die Autorität erschafft seine eigene Lächerlichkeit, erst die Männer erschaffen den Feminismus usw. Aber das alles zu durchleuchten und zu verstehen lohnt sich schlussendlich ungemein, denn Verstehen ist ein wesentlicher Baustein für Toleranz und somit ein gedeihlicheres Miteinander.
Vielen Dank für das interessante und offene Interview Anton Michael und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.
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