
Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Als Wissenschaftlerin habe ich schon einige Bücher veröffentlicht, das hatte aber immer einen anderen Grund bzw. ein anderes Motiv. Das Buch „Ben Theodor Fontane und der gemeine Puddingdieb“ ist mein erstes Kinderbuch. Das Schreiben war für mich eine Möglichkeit die Erkrankung meines Sohnes und die damit verbundene Angst besser akzeptieren zu können. Als mein Sohn zum ersten Mal für längere Zeit ins Krankenhaus musste, wurde mir bewusst, welche Ängste wir Eltern ausstehen aber auch wie langweilig so ein Krankenhausalltag für Kinder ist. Und wie sehr sie auf einmal aus ihrem normalen Umfeld herausgerissen werden. Während das Leben draußen weitergeht, wird die Krankheit zum Thema, das den ganzen Alltag auf einmal bestimmt. Das ist nicht einfach! Deshalb wollte ich mit meinem Buch Eltern Mut machen und Kinder die Möglichkeit geben, sich ein wenig abzulenken vom Krankenhausalltag. Letztendlich waren es mein Sohn, der dann auch meinte, dass es gut wäre, das Buch endlich zu veröffentlichen. Zuvor war es nämlich fünf Jahre lang in der Schublade gelegen…
Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und tatsächlich sind die Gefühle beim Kinderbuch auch ganz anders als bei meinen wissenschaftlichen Büchern. Ich war anfangs sehr unsicher: hatte ich den Nerv der Kinder getroffen aber auch den der Erwachsenen? War das Buch spannend genug? Ich war sehr aufgeregt als die ersten Meinungen von Leser*innen eintrafen. Und hab mich sehr über das positive Feedback gefreut. Vor allem freut mich, dass Kinder anscheinend das Buch – je nach Alter – ganz unterschiedlich lesen. Die kleineren, so in der Altersgruppe zwischen sechs und acht Jahren, sehen vor allem die Krimigeschichte. Die größeren Kinder können dann auch schon das Gefühl von krank sein und Freundschaft nachempfinden. Die Klasse meiner Tochter hat das Buch gemeinsam gelesen und ich war erstaunt und erfreut zugleich, was für unterschiedliche Schwerpunkte die Kinder gesetzt haben.
Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?
Wie schon gesagt, das Buch „Ben Theodor Fontane und der gemeine Puddingdieb“ hat einen realen Hintergrund – eine schwere Erkrankung meines Sohnes. Zum Glück geht es ihm nun gut, er ist ein fünfzehnjähriger Teenager und mein ganzer Stolz! Tatsächlich habe ich mir den Krankenhauskrimi für ihn und mit ihm ausgedacht, damit die Langeweile im Krankenhaus ein bisschen schneller vorbei geht. Etwa ein halbes Jahr nach dem letzten Krankenhausaufenthalt habe ich mich eines abends an den Laptop gesetzt und einfach angefangen zu schreiben. Es hat unglaublich gut getan!
Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?
Ich schreibe sehr gerne an Orten, an denen ich einen schönen Blick auf die Natur habe. Ich sitze nur ungern in Zimmern und Blicke auf Wände!
Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu das du schreibst und lesen sie deine Bücher?
Meine Familie motiviert mich immer zum Schreiben, insbesondere mein Lebensgefährte. Da habe ich wohl großes Glück, dass er so viel Verständnis hat und meinen Buchprojekten immer sehr wohlwollend gegenübersteht. Manchmal stehe ich nachts auf und schreibe, oft setze ich mich abends hin, wenn die Kinder im Bett sind. Und er toleriert das, das ist für mich unglaublich schön. Es wäre wohl sehr schwer für mich, wenn mein Partner meine Schreiblust anstrengend finden würde! In meiner Familie haben sicherlich nicht alle meine wissenschaftlichen Bücher gelesen, aber ich würde sagen, alle Familienmitglieder haben Ben Theodor Fontane und der gemeine Puddingdieb gelesen.
Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?
Als ich bei Ben Theodor Fontane beim letzten Kapitel angekommen war, war ich eigentlich ziemlich erleichtert. Es war geschafft, ich hatte tatsächlich ein Kinderbuch geschrieben! Gleichzeitig war mir da schon klar: das wird kein Abschied für immer. Die Gang um Ben, Speedy und Emily wird sicherlich noch einen weiteren Fall aufklären. Wohl nicht im Krankenhaus, aber ich habe da schon so eine Idee….
Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja welchen? Und wie schaffst du es das alles unter einen Hut zu bringen?
Ja, ich bin keine hauptberufliche Schriftstellerin, sondern Professorin für Soziologie und Empirische Sozialforschung. Ich lehre und forsche und das ist meine andere große Leidenschaft. Ich glaube, alles was man mit großer Leidenschaft tut, kann man sehr gut unter einen Hut bringen. Ich schätze es sehr, dass ich beruflich aber auch in der Freizeit Dinge tun kann, die mir sehr am Herzen liegen und für die ich tatsächlich brenne. Das ist wohl mein persönliches Geheimnis.
Vielen Dank für das interessante und offene Interview Nina und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.
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