Autoreninterview mit: Michelle Halbheer

Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht dein erstes Buch zu veröffentlichen?

Mit schreiben habe ich bereits begonnen, als ich etwa 14 Jahre alt war. Das Geschriebene habe ich bei Papa auf seinem damals ersten PC gespeichert. Leider hatte Papa irgendwann einen Virus auf diesem PC und alles was ich dort niedergeschrieben hatte, war verloren. Die Idee ein Buch zu schreiben, hatte ich schon sehr früh, wollte damit jedoch warten, bis Mama diese Welt verlässt, einfach zu ihrem Schutz. Als ich jedoch die unten eingefügte Schlagzeile las, durchfuhr mich eine schier unerträgliche Welle an Gefühlen und ich wusste: »Wenn ich jetzt schweige, so bin ich nicht besser als all jene damals, die von meinem und Mamas Leid wussten und ebenfalls schwiegen«. So kam es, dass ich den Wörterseh Verlag kontaktierte und wir gemeinsam mit Franziska K. Müller den Entschluss fassten, dieses Buch zu machen.

Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?

Am wichtigsten sind mir immer die Rückmeldungen von Betroffenen. Es gibt einfach enorm viel Kraft, wenn ich lese, dass ich anderen mit dem Teilen meiner Geschichte helfen konnte.

Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?

Hier verstehe ich die Frage nicht ganz, da es sich um meine Lebensgeschichte handelt, die auf Papier gebracht wurde. Man könnte aber sagen, dass meine Mama und mein damit verbundenes Leben der Grund sind, warum ich überhaupt so viel mitzuteilen habe.

Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?

Als ich mit Franziska K. Müller zusammen das Buch machte, hatte ich immer meinen Laptop in der Küche, mit Tee und einer kuscheligen Decke. Einfach um mich so wohl wie möglich zu fühlen, während ich in den dunkelsten Zeiten meiner Kindheit steckte.

Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu das du schreibst und lesen sie deine Bücher?

Meine Familie väterlicherseits hat mein Buch sehr positiv aufgenommen. Meine Familie mütterlicherseits hat leider sehr negativ darauf reagiert.

Frage 6: Als Autorin wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt, ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?

Alle Personen in meinem Buch existieren im wirklichen Leben, und da mein Leben noch weitergeht und ich im ersten Buch auch noch nicht alles preisgegeben habe, sind die letzten Zeilen des ersten Buches noch nicht die letzten Zeilen, die ich über mich und das Leben mit einer schwerst abhängigen Mama schreiben werde. Dort wo die Kindheit aufhörte, begann der lange Weg zurück zu mir selbst.

Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja, welchen? Und wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?

Ich arbeite ganz normal in einem Sachbearbeiter-Job, es fällt mir schwer, alles unter einen Hut zu bringen, jedoch liegt mir das Wohl der Kinder, welche heute noch bei suchtkranken Eltern leben, sehr am Herzen, und ich gebe gerne alles was ich kann.

Frage 8: Gibt es etwas, das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?

Wenn ihr Kinder in Not seht, schaut hin und handelt. Versucht den Zeigefinger wegzulassen und ersetzt ihn durch eure helfende Hand. Jeder Mensch, der mir damals half, auch wenn es »nur« die Frau an der Tankstelle war, welche mir ein Brötchen geschenkt hat, sie blieben alle für immer in meinem Herzen. Es sind diese Menschen, an welche ich in einer schwierigen Situation denke und mir sage: »Sie alle haben an dich geglaubt und dich nie aufgegeben. Also steh wieder auf, glaub an dich und mach weiter!«

Vielen Dank für das interessante und offene Interview Michelle und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.

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