Autoreninterview mit: Marten de Trieste

Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht, dein erstes Buch zu veröffentlichen?

Relativ spät, da ich das Schreiben nicht schon „in die Wiege gelegt bekommen“ oder, um eine weitere Phrase zu benutzen, „mit der Muttermilch aufgesogen habe“. Ich wollte ursprünglich Medizin studieren, bin dann aber auf Journalistik an der damaligen Universität Dortmund (heute: Technische Universität) umgestiegen. Im Rahmen des Studiums habe ich ein Volontariat bei einer regionalen Tageszeitung absolviert. Meine erste Veröffentlichung beschäftigte sich Mitte der 1990er-Jahre mit einem Sperrmüllhaufen, über den sich Anwohner beschwert hatten. Seitdem verdiene ich einen Teil meines Einkommens mit Texten für Print- und (mittlerweile) Onlinemedien, Presseagenturen und Unternehmenspressestellen.

Mein erstes Buch, ein erotischer Roman unter Pseudonym, ist entstanden, weil ich seinerzeit das Gefühl hatte, dass es nicht so schwierig sein kann, ein Buch zu schreiben. Ich habe mich dann immer wieder, wenn ich Langeweile hatte, hingesetzt, um ein Kapitel nach dem anderen zu schreiben. Irgendwann war die Geschichte zu Ende erzählt. Und ich um die Erkenntnis reicher, dass es tatsächlich nicht schwierig ist, ein Buch zu schreiben. Wenn man schreiben kann, wenn man eine Idee für eine Handlung hat und wenn man in der Lage ist, das Vorhaben durchzuziehen.

Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?

Da ich, wie gesagt, seit Jahrzehnten beruflich schreibe und „Voll neben dem Gleis“ mein inzwischen fünftes Buch ist, war die Veröffentlichung nichts allzu Großes mehr. Es ist toll, nach langer Zeit ein solches Projekt beendet zu haben, aber ich habe schon unzählige Projekte und Abertausende von redaktionellen Beiträgen beendet und veröffentlicht, die meisten gemeinsam mit anderen, von denen einige vergleichsweise viel kleiner waren, aber mich mit mehr Stolz erfüllt haben. Zum Beispiel, wenn wir für eine Messe ein Sonderheft mit dem xfachen Umfang einer normalen Ausgabe produziert haben und uns beispielsweise der Marketingchef oder gar Vorstandsvorsitzende eines multinationalen Konzerns vor versammelten Kollegenschar zu dieser Leistung beglückwünscht hat.

Lesermeinungen sind mir wichtig, wenn ich das Gefühl habe, dass sie fundiert und ehrlich sind. Dann ist es gleichgültig, ob sie positiv, neutral oder negativ sind. Gerade bei meinem neuen Buch, in dem es um das schwierige Thema Borderline geht, habe ich Verständnis, wenn Meinungen sehr unterschiedlich und auch negativ sind. Ärgerlich finde ich, wenn ich bei Amazon nur einen Stern bekomme und der Verantwortliche nicht ein Wort zur Begründung schreibt. Geärgert habe ich mich ebenfalls über die Meinung eines Lesers, der mir bei einem anderen Onlinebuchhändler „eine Aneinanderreihung von Klischees und Männerfantasien“ vorgeworfen hat. Natürlich anonym. Ärgerlich war diese Kritik deshalb, weil fast vier Fünftel des Inhalts auf wahren Begebenheiten beruhen.

Frage 3: Wer oder was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?

Zu meinem ersten Buch, dem erotischen Roman, bin ich durch meine Männerfantasien inspiriert worden. Da habe ich einfach drauflos geschrieben. Ein anderes Buch, ein Fachbuch, ist auf der Basis meiner Dissertation entstanden. Da hatte ich ein Thema gesucht, dass noch

nicht bearbeitet worden war. Was in den Geisteswissenschaften gar nicht so einfach ist. Ein weiteres (Fach)Buch habe ich als Kind des Kohlenpotts und Sohn eines Bergmanns als Beitrag zur Kulturhauptstadt Ruhr.2010 geschrieben. Mein neues Buch hat mir geholfen, eine unglückliche Liebesbeziehung zu verarbeiten.

Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?

Mein Büro. Das ist perfekt zum Schreiben eingerichtet, mit einem individuell nach meinen Wünschen gefertigten Schreibtisch, einem aktuellen Macbook, das mit einem 34-Zoll-Monitor, einer externen Tastatur und einer externen Maus verbunden ist. Außerdem sitze ich auf einem teuren ergonomischen Bürostuhl. Das alles trägt zum entspannten und konzentrierten Arbeiten bei. Außerdem kann ich die Wände mit Notizzetteln zupflastern, wenn ich das will, und ich brauche nicht hinter mir aufzuräumen, wenn ich die Arbeit beende oder unterbreche.

Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu, dass du schreibst, und lesen sie deine Bücher?

Meine Familie findet es toll, dass ich schreibe. Weil es uns/ihnen ein gutes Leben in der oberen Mittelschicht ermöglicht, aber auch, weil sie – so arrogant bin ich – meine Kreativität und mein handwerkliches Können bewundern. An Büchern kennen sie nur meine Fachbücher und meine Dissertation. Die haben sie zur Kenntnis genommen. Gelesen wohl nicht.

Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt ans Herz. Wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?

Sowohl der erotische Roman als auch das aktuelle Buch handeln von Menschen, von denen die meisten real existier(t)en und Teil meines Lebens waren oder noch sind. Dazu gehöre ich selbst auch. Die liegen mir natürlich am Herzen, sonst wären sie nicht Teil des Geschehens geworden. Aber nur im „echten Leben“. Im Buch sind es einfach nur Figuren.

Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja welchem? Und wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?

Dass Schreiben mein Hauptberuf ist, habe ich bereits ausgeführt. Dass ich es schaffe, neben diesem Fulltimejob auch noch Bücher zu schreiben, liegt einerseits daran, dass ich sehr gut organisiert bin. Um das zu werden, habe ich allerdings lange gebraucht. Andererseits setze ich mich bei meinen Buchprojekten niemals unter Druck. Den habe ich beruflich genug. Da geht es immer um Abgabe- und Veröffentlichungstermine. Die Arbeit an „Voll neben dem Gleis“ hat sich über fast fünf Jahre hingezogen, weil es immer wieder lange Phasen gab, in denen ich weder Zeit noch Lust hatte, weiterzuschreiben. Ich würde mich deshalb auch niemals an irgendwelchen Schreib-Challenges beteiligen. Druck ist meiner Erfahrung nach der natürliche Feind der Qualität.

Frage 8: Gibt es etwas, das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?

„Normale“ Leser würde ich bitten, den Dialog mit mir zu suchen, wenn es zu meinem neuen Buch Anregungen, Fragen oder Kritik gibt. Ich bin über meine Homepage, Instagram, Facebook und die Kontaktdaten am Ende des Buches zu erreichen. Autoren (ich gendere nicht) unter den Lesern würde ich bitten, auf Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Grammatikfehler zu achten, wenn sie irgendwo Textschnipsel veröffentlichen. Mich graust’s, wenn ich in einem Vier-Zeilen-Zitat zwei Fehler bemerke.

Vielen Dank für das interessante und offene Interview Marten und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.

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