
Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Solange ich denken kann, habe ich geschrieben. In der Grundschule las mein Lehrer meine Geschichten der Klasse vor. Mit 12 Jahren schrieb ich eine Kindergeschichte, natürlich in Schönschrift und mit der Hand 😊. Nach dem Abitur nahmen mich mein Studium und meine Familienplanung voll in Anspruch. Ich heiratete kurz nach dem Abitur, bekam eine Tochter und einige Jahre danach einen Sohn. Mit Familie, Prüfungen und in der letzten Studienphase mit stundenweisem Unterricht, musste meine große Leidenschaft sich hintenanstellen.
Als meine Tochter etwa 12 Jahre alt war, wagte ich einen zweiten Anlauf. Ich schrieb ein Theaterstück für das Grips Theater. Die Lektorin antwortete und schlug ein Treffen vor. Ich sollte einiges in dem Stück ändern. Das Treffen fand statt und verlief positiv. Auf weitere Anweisungen wartend, meldete ich mich nach einiger Zeit wieder beim Grips und erfuhr, dass meine Lektorin dort nicht mehr tätig war. Mein Stück liegt wohl noch immer in irgendeiner Schublade dieses Theaters.
Den dritten Anlauf wagte ich ein Jahr nach dem tragischen Tod meines Mannes. Mit Hilfe von Gedichten versuchte ich meine Trauer zu bewältigen. Einige wurden auch veröffentlicht. Mein Sohn besuchte zu dieser Zeit das Gymnasium, die Tochter begann ihr Studium. Ich ließ mich auf halbe Stelle setzen, holte meinen Adoptivsohn aus den USA ab und begann in der Elternzeit meinen ersten Roman, an dem ich drei Jahre arbeitete. Er wurde im Jahre 2014 veröffentlicht.
Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?
Als mein erster Roman erschien – immerhin ein Buch mit 650 Seiten – war ich mächtig stolz. Ich spürte, dass sich die harte Arbeit gelohnt hatte, als ich das Buch in meinen Händen hielt und es von allen Seiten betrachtete. Die erste Rezension brachte mir gleich 4 Sterne ein. Natürlich berührten mich auch die Veröffentlichungen, die danach kamen. Aber die erste Arbeit ist mein „Baby“.
Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauflos?
Die Idee zu meinem ersten Roman nahm Jahre zuvor Gestalt in meinem Kopf an. Kurzgeschichten schreibe ich manchmal nach einer Zeitungsnotiz oder ich recherchiere Themen, die mich interessieren. Bücher können autobiografische Züge enthalten oder sich am Zeitgeist orientieren. Ich schreibe nie drauflos. Immer entsteht in meinem Kopf eine Idee, die nach einer gewissen Reifezeit zu Papier gebracht wird.
Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?
Mein Lieblingsort ist mein Arbeitszimmer und mein Schreibtisch. Hier kann ich abschalten und mich ganz auf meinen Text konzentrieren.
Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu, dass du schreibst, und lesen sie deine Bücher?
Meine Familie unterstützt mich. Sie hat Verständnis für meine Schreiberei. Sie liest auch meine Werke. Natürlich ist die Familie keine objektive und damit ernst zu nehmende Kritikerin. Ihr gefällt alles, was ich schreibe. Bei meinen Freunden – bei Männern sowie bei Frauen – ist es zweigeteilt. Die eine Hälfte liest meine Bücher, kritisiert sie auch – natürlich wohlwollend 😊, die andere Hälfte liest sie nicht. Diese Hälfte gehört zu den Lesemuffeln. Ich bin deswegen nicht böse.
Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt, ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?
Die Protagonistin meines ersten Romans ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich benutzte ihren Namen sogar für einige Passwörter, die ich inzwischen aber geändert habe. 😊 Ich sah diese Person bildlich vor mir und wenn mir jemand begegnete, der ihr ähnelte, bekam ich eine Gänsehaut. Eigentlich geht es mir bei jedem meiner Werke so, dass ich mir im Geiste vorstelle, wie soll die Person aussehen, die ich erschaffe, welche Eigenschaften soll sie haben, wie hart muss sie kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen.
Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja, welchem? Und wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?
In den ersten Jahren arbeitete ich an einer „Sekundarschule mit Gymnasialer Oberstufe“. Um noch Zeit zum Schreiben zu haben, reduzierte ich meine Arbeitszeit schrittweise und ging schließlich vorzeitig in Pension.
Frage 8: Gibt es etwas, das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?
Wenn ich schreibe, befinde ich mich im „Anderland“. Ich versetze mich vollkommen in meine Geschichte hinein.
Meinen Lesern – beiderlei Geschlechts – wünsche ich, dass es ihnen beim Lesen meiner Geschichten genauso ergeht. Es gibt nichts Schöneres, als dem Alltag mit einem Buch zu entfliehen. Dabei ist es nicht wichtig, ob man gehobene Literatur oder Unterhaltungsliteratur liest. Jede Geschichte muss ihren Bezug zum Leser finden.
Die lesende Person empfängt die Gedankengänge des Autors. Stimmt die Wellenlänge, wird ihre Fantasie angeregt, der Kontakt ist hergestellt. 😊
Man könnte das mit elektrischem Strom vergleichen. Der Strom wird zwar vom E-Werk ins Haus geliefert. Um ihn nutzen zu können, müssen wir mit einem Gerät, beispielsweise mit dem Stecker einer Lampe, Kontakt aufnehmen. Doch die eigentliche Verbindung entsteht erst, wenn wir den Schalter der Lampe betätigen.
Ich hoffe, dass meine Leserinnen und Leser auf derselben Wellenlänge schwingen wie ich.
Vielen Dank für das interessante und offene Interview Maria und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.
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