Autoreninterview mit: F. E. Møle

Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht dein erstes Buch zu veröffentlichen?

Ich bin keiner dieser Menschen, die schon ewig schreiben und in ihrer Jugend viele Stunden mit Fanfiction oder Tagebuchschreiben verbracht haben. Tatsächlich hatte ich aber immer schon Geschichten im Kopf. Ich war immer schon neugierig und interessiert daran, wie etwas weitergeht. Und vor allem: wo etwas herkommt. Warum verhält sich XY in dieser Situation so und nicht so? Solche Fragen haben mich mein Leben lang beschäftigt. 

Weil ich ein großer Fan von guten Filmen bin, habe ich mich irgendwann für ein Drehbuchseminar entschieden. Das erste in einer langen Reihe. In diesem Kurs habe ich dann tatsächlich entdeckt, dass ich es liebe, zu schreiben.

Und nicht nur das: Geschichten entwickeln, Charaktere kreieren und die Filme, die sich in meinem Kopf ergeben, auf Papier bringen. Das war der Wahnsinn. Neben den sicherlich nicht unwichtigen theoretischen Parts war es vor allem der Austausch mit den anderen, der mich bereichert hat. Deshalb habe ich dann weitergemacht. Mit verschiedenen Kursen zum fiktionalen Schreiben. Die regelmäßigen Deadlines haben mich motiviert, eine vorgegebene Anzahl von Seiten abzugeben und das (nicht immer nur nette, aber immer ehrliche) Feedback hat mir geholfen, Logiklücken und Plot Points zu erkennen. Im Rahmen einer Schreibwerkstatt (die auch heute noch existiert) habe ich dann zwei Entscheidungen getroffen: Weg vom Drehbuch – hin zum Buch! Und dass ich mein erstes fertiges Manuskript tatsächlich veröffentlichen möchte. Etwa ein Jahr später war es dann so weit: Mein Debüt „Fuck.“ wurde veröffentlicht.

Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?

Die Veröffentlichung im Herbst 2020 war ein besonderer Tag für mich. Ich hatte alles genauestens geplant und mich seelisch auf alle möglichen Reaktionen vorbereitet. Einige Blogger haben mein Buch vorab bekommen und auf deren Feedback war ich besonders neugierig. Schließlich beschäftigen die sich ja wirklich regelmäßig mit dem Geschreibsel von anderen. Und als dann die erste Rezension sogar 5 Sterne bekam, konnte ich es kaum glauben. Einem fremden Menschen hat tatsächlich gefallen, was ich mir so gedacht habe. Das ist ein so außergewöhnliches Gefühl und mit nichts zu vergleichen. Vermutlich kennt das jeder, der (im weitesten Sinne) künstlerisch arbeitet. Natürlich war mir klar, dass „Fuck.“ nichts für jeden ist. Die Sprache, das Setting, die (seelische) Brutalität und auch die scheinbar so naive Hauptfigur sind sehr eigen. Deshalb gab es natürlich auch schlechte Rezensionen und sogar Blogger, die mir schrieben, dass sie am liebsten 0 Sterne geben würden oder sogar abbrechen mussten. Aber ganz ehrlich: Selbst diese Reaktionen haben mich gefreut. Denn auch diese Menschen haben meinem Buch eine Chance gegeben, sich darauf eingelassen und sind zu einem Urteil gekommen. Und unterm Strich kann man aus jeder (konstruktiven) Kritik auch etwas lernen. Aktuell ist übrigens der zweite Teil von „Fuck.“ in Arbeit 🙂

Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?

Ob ich es will oder nicht – mein Leben inspiriert mich. Da ich beruflich im Journalismus unterwegs bin, treffe ich auf die unterschiedlichsten Menschen und ihre Geschichten. Nicht jede davon ist spannend, aber es gibt immer wieder Ansätze, die mich nicht loslassen. Und daraus entwickle ich dann meine Geschichten. Ich gebe niemals 1:1 die Geschehnisse wieder, aber der Kern stammt immer aus der Realität. Bei „Fuck.“ war es meine Recherche an einem sozialen Brennpunkt in Deutschland – hier habe ich mit Prostituierten gesprochen, die mir ehrlich von ihren Erfahrungen in der Prostitution berichtet haben. So konnte ich nicht nur die Menschen aus diesem Milieu kennenlernen, sondern auch das gesamte Gewerbe – eine Welt, die so anders ist als die „normale“, ein ganz eigener brutaler Mikrokosmos.

Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?

Einen Lieblingsort zum Schreiben habe ich nicht, vielmehr schätze ich die Abwechslung. Natürlich habe ich den klassischen Schreibtisch, oder arbeite im Garten. Aber ab und zu muss ich auch raus. Raus aus meinem Leben, damit ich voll und ganz in das Leben der Figuren eintauchen kann. Das kann dann ein Café sein, ein Hörsaal, ein Büro, eine Wiese am See. Wichtig ist hier nur, dass es möglichst viele natürliche Hintergrundgeräusche gibt. Lachende, laute Menschen, ein Dozent, oder ein Fernseher. Diese Geräuschkulisse kann ich dann wunderbar ausblenden und fliehe in meine eigene, fiktive, Welt.

Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu das du schreibst und lesen sie deine Bücher?

Da ich ein Pseudonym habe und nur dem engsten Freundes- und Familienkreis davon erzählt habe, dass ich schreibe, gibt es nicht so viel Feedback. Trotzdem war es auffällig unterschiedlich. Auch hier gab es solche, denen es sehr gut gefiel, andere denen es gar nicht zusagte und solche, die es nicht bis zum Ende lesen wollten/konnten. 

Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?

Ich gehe davon aus, dass einen eine Geschichte, die man einmal erzählt hat, nie wieder aus dem Kopf und dem Herzen gehen wird. Das Wort ENDE hatte für mich aber keine so große Bedeutung, wie ich dachte oder vielleicht auch hoffte. Denn nach dem Schreiben kamen noch weitere Punkte auf mich zu: Überarbeiten, Lektorat, Korrektorat, und dann eben alle weiteren Schritte, die man als Selfpublisher nun mal alle selbst gehen muss (oder auch darf). Die reine Veröffentlichung ist ein Riesenfass, dann das Marketing usw. Deshalb fühlt es sich nie wirklich an wie ein ENDE. Selbst jetzt, nach einigen Monaten habe ich nicht das Gefühl, es beendet zu haben, da ich unter die Arbeit noch nicht ENDE schreiben konnte. Vielleicht ändert sich das nach dem zweiten Teil, wenn ich wirklich das Gefühl habe, dass die Geschichte auserzählt ist. Wer weiß …

Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja welchen? Und wie schaffst du es das alles unter einen Hut zu bringen?

Ich arbeite im journalistischen Bereich, ein Beruf, der mir großen Spaß macht, mich aber auch sehr fordert. Nervlich und zeitlich. Manchmal bin ich länger unterwegs, manchmal bin stundenlang mit Recherchen o. ä. beschäftigt. Deshalb habe ich keine festen Schreibzeiten, ich schreibe, wenn ich dazu komme. Das ist einerseits schade, weil ich so nicht so schnell vorankomme, wie ich gerne würde, andererseits brauche ich aber gerade diese andere Arbeit, da ich mich ggf. sonst langweilen würde. Genauso brauche ich auch körperliche Arbeit zwischendurch, den Sport und auch einfach mal frei zu haben und in der Sonne zu liegen. 

Frage 8: Gibt es etwas das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?

Ich danke allen, die „Fuck.“ bereits gelesen haben und würde mich freuen, wenn noch mehr Leser diesem Buch eine Chance geben würden. „Fuck.“ ist kein Schocker. Es geht nicht darum, zu provozieren oder möglichst viele Schimpfwörter rauszuhauen. In „Fuck.“ stecken viele Aussagen zwischen den Zeilen, die natürlich jeder für sich herausziehen kann, wie er mag. Es geht um Zwischenmenschlichkeit, um Gewalt, um Vertrauen, um Familie, um Gesellschaftskritik, um Liebe, und noch so vieles mehr.

Vielen Dank für das interessante und offene Interview F. E. und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.

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