Autoreninterview mit: Carsten Schütte

Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht, dein erstes Buch zu veröffentlichen?

Wie so oft: Der reine Zufall. Meine Frau und ich waren 2011 auf einem Krimidinner auf der Kapellenhöhe am Steinhuder Meer, einer Mischung aus Lesung und Konzert. Ich war seinerzeit in einem Organisationskomitee einer 60-Jahrfeier im LKA Niedersachsen, meinem Arbeitgeber. Wir suchten noch Bühnenprogramm, was sich thematisch einbinden ließ und ich sprach die Künstlerin und Autorin an. Sie stellte sich als Nané Lenárd vor. Nachdem sie dann in einem langen Gespräch erfuhr, dass ich mich beruflich mit Tötungs- und sexuellen Gewaltdelikten beschäftigte, bat sie mich, ihren ersten Krimi „Schattenhaut“ aus meiner fachlichen Perspektive durchzuschauen und ggf. Korrekturen und Optimierungen anzuregen. Als Dank hat sie mich im Klappentext erwähnt und in den Folgekrimis ihrem Hauptprotagonisten, Hauptkommissar Wolf Hetzer, einen befreundeten Ratgeber aus dem LKA Niedersachsen, den Leiter der Operativen Fallanalyse, Thorsten Büthe, erschaffen. Mir fiel auf, dass dieser Profiler sowohl in seinem Haupt- und sogar Nebenjob, der Hochzeitfotografie, enorme Parallelen zu mir aufwies.

Im Laufe der Jahre hat sich eine mittlerweile enge Freundschaft entwickelt, in der Nané mich schon lange überzeugen wollte, Geschichten aus meinem beruflichen Alltag zu Papier zu bringen, was ich mir allerdings nie vorstellen konnte. Ich bin Kriminalbeamter, spreche so und verfasse in dieser spezielle Sprache auch meine Berichte. Ebenso werde ich nicht die traurigen Schicksale, in denen ich selbst ermittelt oder beraten habe, in die Öffentlichkeit tragen und die Angehörigen nach Jahren mit diesen Fällen konfrontieren oder sie sogar retraumatisieren.

An einem gemütlichen Abend entwickelten wir die Idee, fiktive Geschichten, die sich an den real erlebten grausamen Fällen und den Glücksmomenten der vielen Hochzeiten, die ich begleiten durfte, zu verfassen.

Ich bekam das Angebot des CW Niemeyer Verlages, ein Manuskript einzureichen, was ich 2017 in einem Kroatienurlaub mit Weinbegleitung auf der Terrasse unseres Ferienhauses schrieb. Als ich dann Nané fragte, ob ich ihre Figur Thorsten Büthe klauen durfte und meine erste Geschichte über ihn und sein echtes Profilerteam im LKA schrieb, war ich begeistert dabei und schickte nach wenigen Tagen das Manuskript nach Hameln. Trotz oder vielleicht auf Grund der ersten Reaktion des Lektoriates „Irgendwie schreibt der anders …“, bekam ich den Vertrag und veröffentlichte 2018 meinen ersten Profilerthriller „Im Fokus“.

Frage 2: Wie fühlst du dich, wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?

Das hängt natürlich stark von der Resonanz ab, die allerdings – für mich überraschend – sehr positiv war. Ich finde aber auch konstruktive Kritik insbesondere als Anfänger, was ich war und heute noch bin, unheimlich bereichernd und setze mich damit auch auseinander.

Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los?

Die Inspiration ziehe ich aus real Erlebten. Ich profitiere von dem Luxus, jeder meiner Figuren im echten Leben bereits begegnet zu sein. Ich kann Charaktere beschreiben die ich vor Augen habe. Die Geschichte entwickelt sich, ich habe kein fertiges Konzept und selbst ich weiß nicht, wie zehn Seiten vor dem Ende es wirklich ausgeht.

Im Fokus“ sowie in dem aktuellen AIDA-Krimi „Opferbucht“, der im März erscheint, lasse ich die Leser den Täter von Anfang an mitbegleiten. Wann und warum trifft er welche Entscheidung. Wie und nach welchen Kriterien wählt er seine Opfer aus. Parallel dazu beschreibe ich die in der Regel auftretenden reaktiven Ermittlungstätigkeiten der Polizei. Sie sind dem Täter zwar immer auf der Spur, jedoch oft in meilenweiter Entfernung. Kommen sie ihm näher, führen die Ermittlungen an ihm vorbei oder enden kurz vor dem Ziel in einer Sackgasse. Wie im echten Leben.

Auch in den AIDA-Krimis treffen die LeserInnen stets wieder auf das Profilerteam und erfahren, wie die Fallanalytiker parallel zu den Ermittlern arbeiten und was sie unterscheidet. Neben Grenzerfahrungen und psychischen Herausforderungen erlebe ich selbst in Lesungen, dass im Publikum Tränen fließen und die emotionalen Momente der Story dort ankommen, wo ich sie haben möchte, bei den LeserInnen.

Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort, an dem du schreibst?

Als AIDA nach meinem zweiten Roman „Der Pelikan“ auf mich zukam und mir eine Kooperation anbot, ist „Schärengrab“ entstanden. Ich darf meine Bücher auf den Schiffen der Flotte vorstellen, was ich mir nach zweijähriger Tätigkeit als nebenberuflicher Autor nie erträumt hätte.

Den neuen AIDA-Krimi „Opferbucht“ habe ich auf einer dreiwöchigen Karibiktour fertigstellen dürfen. Die unmittelbaren Eindrücke an Bord und den Landausflügen inspirieren natürlich enorm.

Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu das du schreibst und lesen sie deine Bücher?

Die sind so Einiges von mir gewohnt, unterstützen mich aber komplett. Sie sind es, die – neben natürlich Nanè Lenárd – parallel mitlesen und mir in heißen haupt- und nebenberuflichen Phasen den Rücken freihalten. Ohne sie funktioniert das alles nicht, so dass ich ihnen total dankbar bin.

Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten, die man entstehen lässt, ans Herz, wie geht es dir dabei, wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?

Meine Protagonisten sind mir schon im normalen Leben ans Herz gewachsen (die „Guten“ zumindest). Das „Ende“ unter einem Buch ist das Teilziel eines Weges, der aber auch weiter geht. Mir geht es so, dass ich in Lesungen und dem Austausch mit den LeserInnen noch intensiver in die Story eintauche und sie noch bewusster wahrnehme.

Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja, welchen? Und wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bringen?

Ich bin seit 43 Jahren Polizist und beschäftige mich seit 25 Jahren mit Tötungs- und Sexualdelikten. Parallel dazu war ich bis zu meiner nun doch ausfüllenden, aber noch nebentätigen Autorentätigkeit 35 Jahre als Hochzeitsfotograf aktiv.

Heute leite ich im LKA Niedersachsen den Bereich der Operativen Fallanalyse (OFA). Mit meinen Team unterstützen wir Mord- und Sonderkommissionen bei Tötungs- und sexuellen Gewaltdelikten durch Tatrekonstruktionen, der Interpretation von Täterhandeln, Motivbewertungen und der Erstellung von Täterprofilen.

Und genau dieses Team samt Psychologen, Rechtsmedizinern, Forensikern und anderen Experten sind meine Protagonisten in meinen Büchern.

Wollt ihr mehr über unsere Arbeit erfahren wollt, schaut auf den Link auf der Homepage des LKA Niedersachsen:

https://www.lka.polizei-nds.de/startseite/kriminalitaet/operative_ermittlungsunterstuetzung_ofa/polizeiliche-fallanalyse-ist-mehr-als-profiling-113134.html

Der familiäre Halt und die Begleitung von Hochzeitspaaren auf Wolke 7 hat mir den Spagat zu meinem oft recht grausamen Alltag als Ventil zumindest erleichtert.

Und alles das schafft man, wenn einen Leidenschaft antreibt. Ich mit froh, dass meine Flamme noch brennt und hoffe, dass ich möglichst viele Menschen, denen meine Bücher gefallen, damit anstecken kann.

Frage 8: Gibt es etwas, das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?

Ich freue mich auf einen Austausch mit euch. Schreibt mich gern auf Facebook an oder besucht meine Lesungen, um dann auch persönlich ins Gespräch kommen zu können.

Vielen Dank für das interessante und offene Interview Carsten und viel Erfolg mit allem, was du noch schreibst.

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