
Frage 1: Wann hast du angefangen zu schreiben, und was hat dich schlussendlich dazu gebracht dein erstes Buch zu veröffentlichen?
Mein Vater hat schon immer gerne Western gelesen, und ich habe das schon sehr früh mitbekommen. Im jungen Alter von 13 Jahren habe ich ebenfalls angefangen, solche Romane zu lesen und hatte damals schon den Wunsch, irgendwann eines Tages schreiben zu können. Auch wenn ich nicht wusste, was das genau bedeutet und wie man das überhaupt erreichen kann. Mit 15 habe ich meine ersten Geschichten geschrieben, und 1980 habe ich dann tatsächlich versucht, einen Roman zu schreiben und ihn auch bei einem Verlag unterzubringen. Das ist mir dann ein Jahr später auch gelungen. Vorbild dafür war die amerikanische Fernsehserie HIGH CHAPARRAL, die ich seinerzeit geliebt habe und die mich – wenn man so will – dazu veranlasst hat, selbst schreiben zu wollen.
Frage 2: Wie fühlst du dich wenn deine Bücher online gehen und die ersten Lesermeinungen dazu eintreffen?
Zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits mit den Planungen für das nächste Projekt zugange. Es ist natürlich schön, positve Lesermeinungen zu bekommen und den Roman publiziert zu sehen, sowohl als eBook als auch Print. Ich freue mich immer noch wie damals beim ersten Roman 1981, als ich meine ersten Belegexemplare und das erste Honorar bekam.
Frage 3: Wer oder Was hat dich zu deinen Geschichten inspiriert, oder schreibst du einfach darauf los ?
Im Lauf der letzten 50 Jahre habe ich unzählige Western gelesen. Dabei lernt man natürlich sehr viel über die amerikanische Pioniergeschichte und erkennt irgendwann, dass es Ereignisse gibt, die mich selbst interessieren. Und darüber will ich dann auch schreiben. Bei historischen Romanen kann man nicht einfach drauflos schreiben. Da ist es unbedingt erforderlich, sich vorher ein Konzept zu machen.Als Beispiel dazu nenne ich mal meine Serie DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL. Die Handlung spielt in den Jahren von 1865 – 1868. Damals fand man Gold in Montana, und Tausende von Abenteurern machten sich auf den Weg dorthin. Der kürzeste Weg führte über den Bozeman Trail – allerdings durch das Gebiet der Sioux- und Cheyenne-Indianer. Deshalb errichtete die Armee in dieser Region einige Forts, um die weißen Goldsucher vor Indianerangriffen zu schützen. Allerdings wurden die Indianer nicht um Erlaubnis gefragt, ob man solche Forts dort überhaupt errichten könne. Das war die Grundidee für die Serie – und anhand des mir vorliegenden Materials habe ich dann ein Konzept für eine mehrbändige Serie erstellt. Ich erstelle immer einen kurzen Abriss über die geplante Handlung, und dann fange ich mit dem Schreiben an und beende das Buch auch so, wie ich es von Anfang an geplant habe.
Frage 4: Gibt es einen Lieblingsort an dem du schreibst?
Ich habe keinen Lieblingsort. Ich sitze am Schreibtisch und arbeite. Für mich ist das ein Job, an dessen Ende eine Publikation stehen muss. Und darauf arbeite ich hin. Gut, im Sommer sitze ich vielleicht mal auf meinem Balkon, genieße die Aussicht vom 14 Stock auf den Park unter mir und überlege mir diverse Handlungskonzepte. Aber umgesetzt werden sie immer nur am Schreibtisch und an meinem Computer.
Frage 5: Was sagen deine Familie und Freunde dazu das du schreibst und lesen sie deine Bücher?
Seit dem viel zu frühen Tod meiner Lebensgefährtin Vanessa Busse, die im Oktober 2017 mit nur 37 Jahren an einer schlimmen Krankheit starb, lebe ich allein und konzentriere mich auf meine Arbeit. Sie war ebenfalls Schriftstellerin und hat auch einige Bücher veröffentlicht. Wir hatten immer sehr gute Gespräche und haben uns gegenseitig motiviert für unsere neuen Projekte. Menschen, die nicht aus der Verlagsbranche kommen oder entweder nur wenig oder gar nicht lesen, verstehen ohnehin nicht, was ich tue. Es bringt also nichts, mit Außenstehenden darüber zu reden. Aber die Leser, mit denen ich in Kontakt stehe – und es sind so einige im Lauf der Jahre geworden – finden es gut, was ich mache. Und darüber freue ich mich.
Frage 6: Als Autor wachsen einem sicher die Protagonisten die man entstehen lässt ans Herz, wie geht es dir dabei wenn du unter ein Buch das Wort ENDE schreibst?
Wenn das Wort ENDE geschrieben ist, lese ich den Roman noch einmal durch, sende ihn anschließend an den Verlag und beginne am nächsten Tag mit einem neuen Buchprojekt. Ans Herz wachsen? Nun ja, es gibt durchaus Charaktere, die mich ein Stück des Wegs im Roman begleitet haben. Aber wenn er zu Ende ist, fiebere ich dem nächsten Projekt entgegen. Und das ist schon seit mehreren Jahren so. Ich bin – wenn man so will – mit Projekten zugange, die mich sicher die nächsten Jahre voll und ganz beschäftigen werden, und so wie es aussieht, auch noch darüber hinaus.
Frage 7: Gehst du neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach, wenn ja welchen? Und wie schaffst du es das alles unter einen Hut zu bringen?
Ich würde mich niemals dem Risiko aussetzen, als freier Schriftsteller leben zu wollen. Alle 200 Romane, die ich in den letzten 39 Jahren geschrieben und veröffentlicht habe, entstanden ausschließlich abends und am Wochenende. Hauptberuflich bin ich Mediaberater im Außendienst bei einem Zeitungsverlag. Und das Schreiben ist für mich eine ideale Ergänzung. Auch wenn es für andere unglaublich klingen mag – aber ich habe mittlerweile mein Arbeitspensum so fokussiert, dass ich jeden Abend eine Stunde schreibe und am Wochenende natürlich erst recht, jedoch mit Pausen. Somit ist es kein Problem, ein Taschenbuch mit 250 Seiten Umfang in sechs Wochen zu schreiben.
Vielleicht noch etwas zu meiner Arbeitsweise: wenn ich einen historischen Western schreibe (und ich meine nicht solche romantisch verklärten Märchen wie die von Karl May, sondern detailliert recherchierte historische Erzählungen), dann suche ich mir in meinem Fachbucharchiv ein bestimmtes Thema aus und recherchiere die Details dazu. Meine fiktiven Charaktere agieren dann an der Seite von historischen Figuren, ohne den Lauf der Geschichte zu beeinflussen. Das Ganze findet aber aus deren Blickwinkel statt.
Frage 8: Gibt es etwas das du deinen Lesern gerne mitteilen und sagen möchtest?
Der 2004 verstorbene amerikanische Westernautor William W. Johnstone hat einmal gesagt: „The West lives on. And as long as I live, it always will“. Das ist eine sehr schöne Aussage, die ich mir auch als Leitlinie genommen habe. Denn hierzulande gibt es nur noch sehr wenige Autoren, die in diesem Genre aktiv sind. Und ich möchte es noch so lange wie möglich am Leben erhalten.
Vielen Dank für das interessante und offene Interview Alfred und viel Erfolg mit allem was du noch schreibst.